Gen Z liebt Quick Commerce
- Astrid Holzmann-Koppeter
- 2. Apr.
- 3 Min. Lesezeit
Die ultraschnelle Lieferung ist bei jungen und urbanen Konsumenten besonders gefragt. Am häufigsten werden Medikamente, Lebensmittel und Getränke bestellt.

Als Quick Commerce wird die ultraschnelle Lieferung von Waren des täglichen Bedarfs direkt an Verbraucher bezeichnet. Meist erfolgt die Lieferung innerhalb von einer Stunde. Die Bequemlichkeit des Online-Shoppings in Kombination mit sehr kurzen Lieferzeiten kommt dem Konsumentenwunsch nach sofortiger Verfügbarkeit von Produkten besonders entgegen.
In Österreich haben sich Schnell-Lieferdienste wie Foodora, Wolt oder gurkerl.at auf Quick Commerce spezialisiert, aber auch immer mehr Handelsunternehmen bieten ultraschnelle Lieferungen an.
„Lieferdienste bringen heute längst nicht nur die Pizza oder Asia-Bowls ins Haus, sondern auch Medikamente aus der Apotheke, Last-Minute-Geschenke für den Kindergeburtstag oder dringend benötigte Hygieneartikel“, erklärt Rainer Will, Geschäftsführer des freien, überparteilichen Handelsverbands. „Dass dieses Angebot auf großes Interesse stößt, sieht man an den Zahlen: Fast jeder vierte Österreicher hat sich schon einmal Waren aus dem Einzelhandel via Quick Commerce bestellt.“
Medikamente und Lebensmittel besonders beliebt
Erstmals hat nun der Handelsverband dieses vergleichsweise neue Thema umfassend in einem Consumer Check beleuchtet. Dafür hat das Marktforschungsinstitut Reppublika österreichweit mehr als 1.000 Konsumentinnen und Konsumenten befragt.
Das sind die wichtigsten Ergebnisse:
40 % der Befragten haben in den letzten 12 Monaten auf einer Website etwas bestellt, das dann innerhalb von 60 Minuten geliefert wurde. Am häufigsten nachgefragt wurden dabei fertig zubereitete Speisen.
Fast ein Viertel der Befragten hat sich auch schon Waren aus dem Einzelhandel via Quick Commerce liefern lassen. Die Top-Seller sind Medikamente bzw. Arzneimittel, dicht gefolgt von Lebensmitteln, Getränken, Haustierbedarf und Drogeriewaren.
Gen Z liebt Quick Commerce
Während Quick Commerce für Babyboomer oder Golden Ager eher ein Nischenthema ist und von nicht einmal einem Fünftel verwendet wird, sind die Nutzungsraten vor allem bei den jüngeren Generationen sehr hoch. Bei den Millennials (29 – 43 Jahre) nutzt bereits mehr als jeder Zweite derartige Schnelllieferungen, bei der Gen Z sind es sogar 2 von 3 Personen.
Derzeit beschränken sich Quick-Commerce-Angebote eher auf die Ballungsräume und dementsprechend unterscheiden sich auch die Nutzungsraten: In kleineren Städten oder Gemeinden unter 20.000 Einwohnern hat in den letzten 12 Monaten nur jeder Dritte ein derartiges Angebot in Anspruch genommen, in Städten über 20.000 Einwohnern jedoch jeder Zweite.
Interessant: In Wien liegt die Nutzungsrate mit 45 % leicht niedriger als in den sonstigen größeren Städten (50 %). Vermutlich ist das darauf zurückzuführen, dass in der Bundeshauptstadt nicht nur das Angebot an Quick-Commerce-Diensten am höchsten, sondern auch das Nahversorgungsnetz am besten ausgebaut ist.
Convenience durch schnelle Lieferung
Was sind nun die wichtigsten Gründe, um Quick-Commerce-Angebote zu nutzen? Fragt man dazu jene, die nicht nur Speisen, sondern auch Einzelhandelswaren auf diesem Weg kaufen, steht das Argument der Convenience ganz vorne.
Bequemlichkeit: 41 %
Schnelligkeit der Lieferung: 40 %
Zeitmangel: 31 %
Wollte es nur einmal ausprobieren: 25 %
Eingeschränkte Mobilität: 17 %
Dringender Notfall: 16 %
Bei den Gründen, Quick-Commerce-Angebote nicht zu nutzen, überwiegt bei den bisherigen Nicht-Käufern eindeutig der nicht vorhandene Bedarf. Mehr als jeder Vierte merkt an, dass am eigenen Wohnort keine Angebote vorhanden seien. Andere wiederum kennen die derzeit bestehenden Möglichkeiten nicht. 18 % der Befragten sagen, sie würden derartige Angebote „auf jeden Fall“ nützen, wenn sie in ihrem Wohnumfeld angeboten und interessante Waren umfassen würden. All das lässt für die Zukunft weiteres Wachstum erwarten.
Kaum Probleme, weiteres Wachstum
Thematisiert werden aber auch Probleme, wie sie insbesondere bei neuartigen Services manchmal auftreten können. So hat fast jeder fünfte Nutzer von Quick-Commerce-Angeboten schon einmal eine längere Lieferzeit als versprochen erlebt, bei 17 % waren einzelne Produkte beschädigt, 13 % waren mit unerwarteten Zusatzkosten konfrontiert.
Alles in allem ist die Zufriedenheit jedoch hoch: Fast 85 % der befragten Nutzerinnen und Nutzer geben an, in Zukunft weiterhin oder sogar eher öfter österreichische Quick-Commerce-Plattformen nutzen zu wollen. In Zukunft ist mit einer steigenden Nachfrage nach Quick Commerce zu erwarten.
„Quick Commerce ist ein Geschäftsfeld mit hoher Dynamik“, fasst Handelssprecher Rainer Will zusammen. „Viele Anbieter experimentieren mit neuen Sortimentsbereichen, technologischen Innovationen und neuen Zustellmöglichkeiten. Spannend dabei ist, dass Quick Commerce naturgemäß nur mit Waren funktioniert, die lokal lagernd sind. Somit verschafft sich der regionale Handel einen Wettbewerbsvorteil und macht seine Waren digital sichtbar und sofort verfügbar."